Liebe festliche Gemeinde !
1. Emotion am Heilig Abend
Was für ein Abend – dieser Heilige Abend.
Was für ein Gottesdienst im verschneiten, winterlichen Tiefenbach.
Und was für eine Gestimmtheit in unseren in Ihren Herzen ?
Eigentlich könnten wir Weihnachten schon zur Genüge kennen.
Denn wie oft haben wir es schon gefeiert – an welchen Orten , mit welchen Menschen, in welchen Kirchen ?
Wie oft haben wir schon Weihnachten gefeiert –
Und doch: jedes mal scheint die Unvergleichlichkeit dieser Stunden unser Herz und unsere Seele zu bemächtigen, zu erfüllen.
Heilig Abend – eine Sternstunde des Jahres,
ein unauslöschliches Licht in unserem Leben.
Alles scheint in diesen Stunden mitzuhelfen, die Dunkelheiten und finsteren Winkel unseres Lebens in eine Heilige Nacht zu verwandeln, in der uns zugerufen wird:
Fürchtet Euch nicht – Dein Leben soll heil werden, weil heute der Heil-macher, der Heiland geboren ist.
Wir erleben heute Abend den Abglanz dieser Botschaft:
Die festlich geschmückte Kirche, Krippe und Christbaum, Kerzen und Sterne, Weihnachtslieder und Kurt Brunner an der Orgel.
Die Vorbereitungen auf dieses großes Fest liegen hinter uns und manche Vorfreude und manche Erwartung liegt vor uns:
Da gibt es vermutliche Geschenke und Überraschungen,
Glückwünsche und Umarmungen, Briefe und andere Zeichen der Verbundenheit;
Bei vielen ist ein leckeres Essen wichtig, bei anderen der Besuch von Familie und Gästen.
Heilig Abend – das ist sowohl Erinnerung an vergangene Zeiten bis hinein in die Kindheit als auch die Sehnsucht nach dem großen Licht.
Heilig Abend – fast wie ein Rausch der Sinne und ein Stelldichein von Brauchtum und Ritualen.
Aber da fehlt noch etwas: ?? ! Ja genau
2. Der Geistliche Tiefgang
Für diesen Abend wurde uns ein Brief abgegeben, der Weihnachtsbrief des Titus:
Es ist erschienen die heilsame Gnade Gottes allen Menschen
und nimmt uns in Zucht, dass wir absagen
dem ungöttlichen Wesen und den weltlichen Begierden
und besonnen, gerecht und fromm in dieser Welt leben
und warten auf die selige Hoffnung und Erscheinung
der Herrlichkeit des großen Gottes
und unseres Heilandes Jesus Christus,
der sich selbst für uns gegeben hat.
Ach je, ach je ach je – typisch Kirche , könnte man denken;
Da ist die Kirche einmal voll, da sind alle friedlich,
da sind viele Kerzen und gute Stimmung und dann klare, ganz abgehoben Anweisungen:
wir sollen absagen den weltlichen Begierden;
wir sollen absagen dem ungöttlichen Wesen.
Irgendwie ist Glaube ganz schön anspruchsvoll – und dadurch wird es schwer.
Weihnachten ist also kein weltlich genießerisches Fest – trotz der 73 Milliarden €, die die Bundesbürger heuer – trotz oder wegen der Krise – an Weihnachtsgeschenken ausgegeben haben sollen.
Aber auch das ist Glauben – sich beschenken zu lassen – und dadurch wird es leicht und schön.
Gott schenkt uns seinen Sohn.
Das ist die Erscheinung der heilsamen Gnade Gottes in Betlehem.
Ja, ein Geschenk ist ein Geschenk, eine Gnade, kein Verdienst, kein Anspruch.
An Weihnachten kommt Gott in die Welt, wird Gott als Mensch geboren, kommt Gott uns Menschen ganz nahe.
Das ist der Grund zu großer Freude, weil wir jetzt wissen, dass alles heilvolle und erst recht alles Unheilvolle dieser Welt bei Gott gut aufgehoben ist.
Das ist in der Tat ein guter Grund sich zu freuen.
Und deshalb dürfen wir uns auch auf diesen Heiligen Abend freuen.
Wir dürfen uns darauf freuen, von Menschen, die uns lieb haben, etwas geschenkt zu bekommen.
Wir dürfen uns auf das Christkind freuen (ohne dass ich auf die aktuelle Diskussion über Sinn und Unsinn der Christkind-Tradition bei Kindern eingehen möchte).
Es war Martin Luther ( 1483 – 1546), der die Christkind Tradition begründet hat.
Und zwar aus folgender Überlegung heraus:
Weihnachten ist das Fest, an dem Gott uns etwas schenkt, nämlich seinen Sohn. So lasst uns nun auch einander etwas schenken als Abglanz dieses großen göttlichen Geschenkes.
Bis dahin brachte nämlich der Nikolaus die Geschenke.
Mit Luther kam das Christkind ins Spiel.
Und damit wurde das Schenken auf das Christfest verlagert.
Das Fest des Schenkens hat also einen ganz guten und tiefen Grund.
Weil Gott uns etwas schenkt, nämlich seinen Sohn, deshalb beschenken wir uns auch einander.
Wie würde mein fränkischer Landsmann Lothar Matthäus in seinem unverwechselbarem Englisch sagen:
„ Again what learned.“ (Alle nicht Bayern 3 Hörer bitte ich um Nachsicht)
3. Jesus erscheint in unserem Haus
Also auch durch die Geschenke, aber natürlich noch viel mehr durch die Lieder, durch die Weihnachtsgeschichte und durch den liebevollen Umgang miteinander erscheint Jesus in unserem Haus der Welt – und wir werden andere Menschen . Stimmt das ?
Na ja , wenigstens am Heiligabend und vielleicht auch an den Weihnachtstagen.
Dabei ist Gottes Gnade heilsam nicht nur für eine Nacht oder einige wenige Tage, sondern grundsätzlich.
Denen, die Christi Geburt feiern, die da glauben und getauft sind, ist das Heil, das göttliche Heil ja grundsätzlich verheißen:
Wir Menschen sind grundsätzlich von Gott geliebt.
So wie Eltern ihre Kinder grundsätzlich lieben, so liebt Gott seine Kinder grundsätzlich und will nur das Beste.
Weihnachten, die Geburt Gottes auf dieser Welt ist wie das Schlüsselloch, durch das wir den Abglanz des Paradieses wahrnehmen.
Weihnachten kann tatsächlich im besten Sinne „heile Welt“ sein, heile Welt auf kurze Zeit.
Heile Welt auf Dauer – das halten wir wohl auf Dauer nicht durch.
Weihnachtlich gestimmte Herzen von Januar bis November – das wird wohl zuviel Belastung für unser Herz sein.
Weihnachten ist vor allem deswegen das glänzendste Fest des Jahres, weil es wie eine Insel der Seligen auf dem Meer des Alltags schwimmt.
Und weil Weihnachten irgendwie Gott eine große Rolle spielt, genau genommen sogar die Hauptrolle.
Es ist erschienen die heilsame Gnade Gottes allen Menschen.
Diese heilsame Gnade ist Gottes Weihnachtsgeschenk für uns.
Es will ausgewickelt werden, entwickelt werden in der Zeit, die vor uns liegt.
Was für ein Abend – dieser Heilige Abend – Gott sei Dank. |