Predigt am 31.12.2013 über die Jahreslosung 2013 "Wir haben hier keine bleibende Stadt, sondern die zukünftige suchen wir"
 
 
 

Predigt am 31.12.2013 über die Jahreslosung 2013

 

Liebe Gemeinde !

  1. Die Beichte zur Jahreslosung 2013

Am Ende des Jahres ist es nicht nur Zeit, Bilanz zu ziehen und zurückzublicken sondern es ist vielleicht auch an der Zeit, Beichten, Bekenntnisse abzulegen.
Das möchte ich nun tun – nein natürlich keine internen und intime Beichten, sondern so etwas wie eine geistliche Beichte:

179x habe ich auch in diesem Jahr die Jahreslosungskerze bei entsprechenden Anlässen verschenkt:
"Wir haben hier keine bleibende Stadt, sondern die zukünftige suchen wir."    (Hebräer 13, 14)
Steht auf dieser Kerze, die ich in der Regel eher verschämt vorgelesen habe. Irgendwie klingt für mich in diesem Satz auch mit:
„ Du wirst hier nicht ewig leben! Bereite Dich mal vor, auf das Jenseits, auf das neue Reich, auf die himmlische Stadt Jerusalem.
Pfeif auf alles Feiern, pfeif auf Deinen Geburtstag – und auch ich hatte heuer einen runden Geburtstag, den ich dankbar und schwer gewürdigt feiern durfte -, alles, was Du hier hast , ist schier nur vorübergehend – fange schon mal an , die zukünftige Stadt zu suchen.“
Eine ernste Losung auf dieser Kerze, die in vielen Häusern in Wohnzimmerregalen steht.
Da ist mir vordergründig die neue Losung für das Neue Jahr schon lieber: „ Gott nahe zu sein ist mein Glück!“ Darüber werde ich am 6. Januar vor unserem Mitarbeiterdankessen in Tiefenbach predigen
( 16.30!)
"Wir haben hier keine bleibende Stadt, sondern die zukünftige suchen wir."    (Hebräer 13, 14)

  • Oder anders formuliert: „Wir sind nur Gast auf Erden!“
  1. Sehnsucht nach Heimat

 

Diesem Gedanken gegenübergesetzt ist die menschliche Sehnsucht nach Ankerpunkten, nach Heimat – -  das Thema des Jahres des Landkreises Passau – die Sehnsucht, einen Ort zu finden, wo man einfach hingehört.

"Wir haben hier keine bleibende Stadt, sondern die zukünftige suchen wir."    (Hebräer 13, 14)

Diese Jahreslosung ist befreiend für alle die Menschen, die mit ihrer Gesamtsituation, mit ihrer Wohn- und Arbeitssituation unzufrieden sind.
Wer es schwer hat mit dem Leben, in dem er jetzt lebt, sehnt sich nach Veränderung. Sehnt sich danach, dass die Dinge endlich anders werden, hofft darauf, dass die Zukunft etwas Besseres bringt. Und dem spricht der Satz aus dem Hebräerbrief vielleicht spontan aus der Seele. „Wir haben hier keine bleibende Stadt, sondern die zukünftige suchen ist dann wie ein Seufzer, der nach Besserung ruft. Doch für die allermeisten wird es nicht so sein.

Wer insgesamt mit seinem Leben zufrieden ist, wer vielleicht sogar von sich sagen kann: „Ich bin glücklich! So, wie es ist, ist es gut!“, der mag das durchaus anders empfinden. Der sucht vielleicht überhaupt keine zukünftige Stadt, sondern der hofft, dass alles so bleiben kann wie es ist.
Es kann nämlich ziemlich anstrengend sein, sich immerwährend auf der Wanderschaft zu befinden. Warum soll es nicht in Ordnung
sein, einfach dankbar mit und in dem zu leben, was wir haben, nach vielen Umzügen endlich einmal angekommen zu sein, Heimat gefunden zu haben und nicht mehr weg zu wollen?
Wer das vorschnell als Haltung spießbürgerlicher Behaglichkeit abtut, weiß nicht, wie schön es ist, ein kleiner „Spießer“ zu sein, wie schön es ist, angekommen zu sein, sich und anderes nichts mehr beweisen zu müssen, den Ort und die Region zu mögen, in der man lebt – die vertraute Landschaft, Menschen drumherum, auf die man sich verlassen kann, eine Routine, die man nicht jeden Tag neu erfinden muss.

 

  1. Bleibende Städte – zukünftige Stadt

 

"Wir haben hier keine bleibende Stadt, sondern die zukünftige suchen wir."    (Hebräer 13, 14)

Vielleicht denkt der eine oder die andere  nicht nur an die Stadt, in der er jetzt wohnt, sondern auch an seine Geburtsstadt.
Gut, dann denke ich an meine Geburtsstadt Nürnberg – nicht nur wegen dem 17. Tabellenplatz des Clubs -

Nürnberg – 1945 durch Bombenangriffe nahezu völlig zerstört und an manchen Häusern in Nbg Gostenhof, dort wo meine Großeltern lebten , kann man heute noch die Aufschriften „LSK“ – Luftschutzkeller sehen.
Nach 13.807 Tonnen Bomben, 6.400 Toten, 13.000 Verletzten und 350.000 Obdachlosen klingt diese Losung glaubwürdig „ Wir haben hier keine bleibende Stadt.“

Man kann es aber auch im Kleinen im eigenen Leben erfahren. Mancher, der hier sitzt, mag das im vergangenen Jahr selbst sehr konkret erlebt haben: dass ein Lebensentwurf zusammengefallen ist, weil eine Krankheit kam, oder weil die Kinderlosigkeit endgültig geworden ist, dass Träume, vielleicht lange gepflegte Träume, zerstoben sind, dass Beziehungen zu Bruch gegangen sind, die unverbrüchlich schienen, dass der Tod uns einen Menschen genommen hat und unsere Seele es einfach nicht verstehen will. Wir haben hier keine bleibende Stadt.
Viele Menschen wissen durch eigene bittere Erfahrung ganz genau, wovon der erste Teil der Jahreslosung spricht.

Vielleicht haben sie aber auch die befreiende Kraft des zweiten Teils schon erleben dürfen.
Die zukünftige Stadt suchen wir. Es gibt eine Zukunft! Und es ist eine Zukunft, die uns von Gott her entgegenkommt! Wir müssen nicht an der Vergangenheit mit ihren Wunden kleben. Unser Blick kann sich öffnen für das Neue.
Wir dürfen loslassen. Wer versteht, dass er hier keine bleibende Stadt hat, lernt loszulassen.
Für mich ist das Symbol der zukünftigen Stadt die himmlische Stadt – Jesusalem.
Deswegen ist es mir auch so wichtig, dass es dort irgendwann einmal klappt mit dem Frieden in dieser so symbolbehafteten zutiefst irdischen und doch verheißungsvollen himmlischen Stadt.
Und mitunter deswegen  fand ich es auch so unter die Haut gehend, dass wir als erstes in dieser Heiligen Stadt eine zerstörte Häuserlandschaft besucht haben.

Die zukünftige Stadt, das „neue Jerusalem“, ist eine Welt, in der Friede und Gerechtigkeit sich küssen.
Eine Welt, in der alle Menschen in Würde leben können, in der alle von der Lieblosigkeit oder auch nur Gedankenlosigkeit der Menschen verursachten Tränen abgewischt sind.
Kinder schreien nicht mehr ungestillt nach Nahrung, Hass und Gewalt, die doch Täter und Opfer schädigen, sind überwunden und keiner muss mehr über zerstörte Städte klagen.
Eine Welt, in der die Schönheit der Natur, wie sie die Psalmen besingen, von uns Menschen dankbar als ein Lebensraum angenommen wird, der zu bebauen und zu bewahren ist.

In der Johannesoffenbarung spricht einer der schönsten Texte der Bibel vom neuen Jerusalem, von der Stadt, zu der hin das Volk Gottes unterwegs ist:
„ Und ich sah einen neuen Himmel und eine neue Erde;
Denn der erste Himmel und die erste Erde sind vergangen, und das Meer ist nicht mehr.
Und ich sah die Heilige Stadt, das neue Jerusalem, von Gott aus dem Himmel herabgekommen. (..) und Gott wird abwischen alle Tränen von ihren Augen, und der Tod wird nicht mehr sein, noch Leid noch Geschrei noch Schmerz wird mehr sein; denn das Erste ist vergangen. Und der auf dem Thron saß, sprach: Siehe ich mache alles neu“

 

Gott macht alles neu. Schon einmal durch Weihnachten – das große Fest der Christenheit, das größte Fest einer Religion weltweit.
Und Weihnachten ist nichts anderes, dass Gott Mensch wird, dass ganz oben ganz unten ankommt, dass das Licht Gottes in die Dunkelheiten der Welt hineinscheint.

Die Lichter am Weihnachtsbaum verlöschen jetzt wieder. Aber das Licht, von dem sie zeugen, geht das ganze Jahr mit uns. Es strahlt uns auf unserem Weg durch dieses Jahr an.

Wir können  alle miteinander zu Lichtgestalten werden.
Christus, das Licht, macht uns zu Lichtgestalten. Wir dürfen uns auf den Weg ins neue Jahr machen und dabei tief im Herzen wissen: Gott strahlt mich an und deswegen darf ich entspannt und voller Zuversicht meinen Weg gehen. Von dem Wort aus dem Hebräerbrief dürfen wir  daran erinnern lassen, wohin wir gehen.
"Wir haben hier keine bleibende Stadt, sondern die zukünftige suchen wir."
Dass wir Christenmenschen Leute sind, die die “zukünftige Stadt“ suchen, pflanzt uns eine Sehnsucht ins Herz, die dem Festhalten am Bestehenden widerspricht. Wir geben uns mit dem Bestehenden nicht zufrieden. Wir hoffen und glauben, dass es ein mehr gibt. Voller Sehnsucht leben wir unser Leben als Geschenk heute und morgen.

In Gottes Namen – Amen

Und der Friede Gottes, der höher ist als alle unsere Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne.

Thomas Plesch, auch mit Gedanken von HBS , am 30.12.2013