Predigt zum ökumenischen Pfarrfest am 20.07.2013 in Haselbach
Liebe christliche Gemeinde !
„Verbunden im Geist der Liebe, der wächst und Früchte bringt“
Martin Luther King hielt vor ziemlich genau 50 Jahren, am 28.August 1963, eine legendäre Rede.
I have a dream… Ich habe einen Traum,
dass die Schwarzen in demselben Bus sitzen können wie die Weißen,
dass Schwarze und Weiße im Guten miteinander leben können…
Hätte er erlebt, dass 50 Jahre später mit Barack Obama ein dunkelhäutiger Mann schon in der zweiten Phase der Präsidentschaft ist, hätte Martin Luther King sicherlich gesagt: für mich ist ein Traum in Erfüllung gegangen.
Für mich geht heute hier in Haselbach auch ein Traum in Erfüllung:
Schon zum zweiten Mal feiern wir ein ökumenisches Pfarrfest mit einem Gottesdienst, den viele ehrenamtliche liebevoll und ausführlich vorbereitet haben und nun mitgestalten.
Wir feiern Gottesdienst mit einem anschließenden Abendessen – da können wir ganz entspannt darüber hinweg sehen, dass wir nicht das Mahl des Herrn am Tisch des Herrn gemäß den Anweisungen von oben feiern dürfen.
Nur gut 50 Jahre nach dem II. Vaticanum, das überhaupt ökumenische Öffnungsbewegungen zwischen der Una Sancta Catholica und anderen christlichen Kirchen zugelassen hat, sind wir schon weit gekommen im Interesse aneinander.
Und wir haben ja die gleichen Wurzeln, das gleiche Erdreich, in dem die Samen unseres Glaubens aufgehen können.
Bei den Bäumen gibt es Flachwurzler und Tiefwurzler.
Natürlich benötigt ein tiefwurzelnder Baum mehr Zeit und Kraft als ein flachwurzelnder Baum. Dafür steht er aber auch tiefer, fester, gewachsener.
Für unsere ökumenischen Beziehungen wünsche ich mir gleichermaßen wie für unseren christlichen Glauben, dass wir hier im nördlichen Landkreis Passau Menschen haben, die mit ihrer Heimat und mit ihrem christlichen Glauben tief verwurzelt in ihre Heimaterde und in der Heimat des christlichen Glaubens sind.
„Verbunden im Geist der Liebe, der wächst und Früchte bringt“
Wir versuchen in einer kreativen Aktion nach dem Predigtlied, uns gegenseitig die Augen zu öffnen für die Felder, auf denen der Samen der ökumenischen Arbeit schon angewachsen ist und Früchte trägt.
„Verbunden im Geist der Liebe“
Der Geist der Liebe, das ist die weltumfassende und wertvermittelnde Sprache aller Christen in dieser Welt, im Haus Gottes.
Die Liebe kann, soll, vielleicht sogar muss das Erkennungszeichen der Christen sein. Wohlwissend, dass die Realität anders aussieht und dass ein großer Teil der Liebe Gottes auf felsigen Grund fällt oder unter die Dornen fällt oder schnell weggepickt wird.
Nur ein kleiner Teil fällt auf fruchtbaren Boden. Aber wenn wir Glück haben in unserem Leben und der liebe Gott uns so aufwachsen lässt, dass wir eine fruchtbare Erde sein können, dann können wir dieses Geschenk annehmen und aufnehmen und – verbunden im Geist der Liebe – versuchen, tiefwurzelnde Menschen im Glauben zu sein, die gute Früchte bringen für die Menschen, für die Schöpfung und für die Botschaft Gottes. Und wenn wir tief wurzeln, bildhaft gesprochen, dann kommen wir in ein Erdreich, in dem die konfessionellen Trennungen, auch jene von römisch- katholischer und evangelisch-lutherischer Kirche fruchtbar überwunden werden können.
I have a dream – dass unsere Kirchen als lebensspendende Kraftquellen christliche Gemeinschaften blühen und wachsen lassen.
In Gottes Namen. Amen.
Thomas Plesch am 20.Juli 2013 |