Trinitatis - Römerbrief 11 33+36
Predigt am 22.05.2016

 
 

„ O welche eine Tiefe des Reichtums, beides, der Weisheit und der Erkenntnis Gottes… Denn von ihm und durch ihn und zu ihm sind alle Dinge.“

Liebe Gemeinde !
Trinitatis – was für eine Name für einen kirchlichen Feiertag – tres in unitate – Drei in einer Einheit –
Damit ist gemeint wie wir es auch im Glaubensbekenntnis bekennen-
Drei Wirkweisen Gottes, die in einer Einheit zusammenfließen.

Ich glaube an Gott, den Vater .
Ich glaube an Gott, den Sohn ..
Ich glaube an Gott, den Heiligen Geist…

Und so ist es kein Zufall, dass der Sonntag Trinitatis der Sonntag ist, der sich an das Pfingstfest, das Fest des Heiligen Geistes direkt anschließt.

Dieses Fest der Dreieinigkeit kannte weder Jesus noch Paulus noch irgendwelche Christen der ersten Stunde.
Dieses Dreieinigkeitsfest oder lateinisch Trinitatis zählt zu den jüngeren Festsonntagen der Christenheit und zugleich zu den Festen, deren Inhalt farblos, theoretisch und wenig gegenwartsbezogen wirken.

Schon das Wort Drei-einig-keit scheint in sich widersprüchlich zu sein. Entweder wir sprechen und denken über einen Gott oder eben von drei.

Mohammed, der muslimische Prophet verdächtigt nicht ganz zu Unrecht seine christlichen Zeitgenossen, dass sie im Grunde drei Götter hätten.
Christliche Theologen haben sich Jahrhunderte lang müde diskutiert, wie das Verhältnis der drei göttlichen Wirkweisen harmonisch und sinnvoll zu verstehen ist wie trotzdem nur von einem Gott glaubwürdig zu sprechen ist.

Doch zunächst möchte ich ein paar Informationen zur christlichen Bildung über das Trinitatisfest weitergeben:
Das Urchristentum kannte keine Trinitätslehre, wie sie 325 auf der Synode in Nicäa und 381 in Konstantinopel (als Ergebnis des arianisches Streites) entfaltet wurde.
Das Trinitatisfest selbst ist zudem erst im Mittelalter (vermutlich in benediktinischen Klöstern) entstanden und wurde 1334 auf den Sonntag nach Pfingsten als Beschluss des Pfingstfestes (Martin Luther 1529:concludemus das Pfingstfest) gesetzt.

Das Besondere an diesem Fest ist, dass an ihm nicht die Erinnerung an ein besonderes Fest der göttlich-menschlichen Geschichte im Mittelpunkt steht, sondern das Bekenntnis der Kirche zum dreieinigen Gott, dem Vater und dem Sohn und dem Heiligen Geist. Das Trinitatisfest entfaltet die erste Bitte des Herrengebets: „ Dein Name werde geheiligt..“

Die Trinitätslehre der Kirche ist ihre Form des Staunens über die Tiefe des Reichtums, der Weisheit und der Erkenntnis Gottes. Hier soll Gott gelobt und gepriesen werden in seiner verschiedenartigen Ganzheit.

Philipp Melanchthon, der Verfasser der Augsburger Bekenntnisschrift formuliert es so: „ Es ist weitaus besser, das Geheimnis des dreifaltigen Gottes anzubeten, statt es ergrübeln zu wollen. Der Lobpreis ist die einzig angemessene Form, wie die Botschaft von dem einen, dreieinigen Gott und seiner Treue bezeugt werden kann.“

Die Auswahl des heutigen Predigttextes als Lobgesang auf Gott hängt sicherlich mit diesen Gedanken zusammen und dann auch mit dem dreigliedrigen Element in V 36.:“ Von ihm und durch ihn und zu ihm sind alle Dinge.“

 

Wie können wir uns die Dreieinigkeit vorstellen?

Wie kann es sein, dass 1+1+1 plötzlich wieder 1 ist.
Aber halt: 1 x 1 x 1 = 1

Also haben wir vielleicht keine Addition sondern eine Multiplikation bei den Wirkweisen Gottes.

Oder halten wir uns besser an die Gedanken Melanchthons, dass wir die Geheimnisse Gottes nicht ergrübeln sollten, sondern einfach Gottes Begleitung mit uns dankbar erspüren sollten und ihn loben und preisen sollen.

Denn das Denken bringt uns in den göttlichen Dimensionen, in denen die Kategorien Ort und Zeit ganz anders definiert sind an unsere menschlichen Grenzen. Mit einer aussagekräftigen Anekdote möchte ich dies vertiefen.

Der Kirchenvater Augustin (354 – 430) dachte immer wieder angestrengt nach, wie die Dreieinigkeit Gottes zu denken sei.
Da ging er eines Tages wieder grübelnd und nachdenkend am Meer entlang. Dort beobachtete er ein kleines Kind. Mit einem Becher in der Hand ging das Kind zum Meer, schöpfte Wasser, lief zum Land zurück und goss dort das Wasser aus.
„Was machst du denn da?“ fragte Augustinus das Kind.
„Ich werde das Meer ausschöpfen“ antwortete das Kind.

Da spürte Augustinus etwas von der Größe und vom Reichtum Gottes. So wenig, wie es diesem Kind gelingen würde, das Meer auszuschöpfen, so wenig werde es ihm und auch uns gelingen, das Geheimnis und die Tiefe des dreieinigen Gottes zu verstehen.

„ O welche eine Tiefe des Reichtums, beides, der Weisheit und der Erkenntnis Gottes… Denn von ihm und durch ihn und zu ihm sind alle Dinge.“

Gott, weder in der 1. Person des Schöpfers und himmlischen Vaters noch in der 2. Person des Sohnes Jesus Christus – wahrer Gott und wahrer Mensch – noch in der dritten Person des Heiligens Geistes, der Freiheit schenkt und geistliche Gemeinschaft, Gott lässt sich in seiner Kompaktheit  und Vielschichtigkeit und Andersartigkeit nicht von Menschen begreifen und beweisen; die Nähe und Liebe des dreieinigen Gottes lässt sich allenfalls glaubend und lobend erfahren.

Das heutige Fest der Drei-einigkeit Gottes, das Trinitatisfest ist ein Fest der Fülle, des überfließenden Gottes.
Und es steht als Ausrufezeichen am Ende voller Monate, die im christlichen Glauben reich gedeckt sind – am Ende der Advents und Weihnachtszeit, der Ostern und Pfingstfeste.

Nun folgen 23 Sonntage, die alle den Namen Trinitatis tragen – vom ersten Sonntag nach Trinitatis am kommenden Sonntag bis zum 23. Sonntag nach Trinitatis am 30.Oktober.

„ O welche eine Tiefe des Reichtums, beides, der Weisheit und der Erkenntnis Gottes… Denn von ihm und durch ihn und zu ihm sind alle Dinge.“

Staunen wir über Gott, der sich uns in immer anderen Facetten zu entdecken gibt.
Und machen wir es wie Paulus, der im Römerbrief mit nüchternem Nachdenken begonnen hat und der sein Nachdenken hinüber fließen lässt in ein großartiges schwungvolles Lied auf Gott:

„ O welche eine Tiefe des Reichtums, beides, der Weisheit und der Erkenntnis Gottes… Denn von ihm und durch ihn und zu ihm sind alle Dinge.“

Und so beginnen wir jeden Gottesdienst im Namen, im Auftrag Gottes, des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Und auch für evangelische Christen ist es nicht verboten, sich zu bekreuzigen, wie es auch Martin Luther getan hat als äußeres Zeichen der Zugehörigkeit zum dreieinigen Gott.

In Gottes Namen – Amen