| „ O welche eine  Tiefe des Reichtums, beides, der Weisheit und der Erkenntnis Gottes… Denn von  ihm und durch ihn und zu ihm sind alle Dinge.“ Liebe Gemeinde !Trinitatis – was für eine Name für einen kirchlichen Feiertag – tres in  unitate – Drei in einer Einheit –
 Damit ist gemeint wie wir es auch im Glaubensbekenntnis bekennen-
 Drei Wirkweisen Gottes, die in einer Einheit zusammenfließen.
 Ich glaube an Gott, den Vater .Ich glaube an Gott, den Sohn ..
 Ich glaube an Gott, den Heiligen Geist…
 Und so ist es kein Zufall, dass der Sonntag Trinitatis der Sonntag ist,  der sich an das Pfingstfest, das Fest des Heiligen Geistes direkt anschließt.  Dieses Fest der Dreieinigkeit kannte weder Jesus noch Paulus noch  irgendwelche Christen der ersten Stunde.Dieses Dreieinigkeitsfest oder lateinisch Trinitatis zählt zu den  jüngeren Festsonntagen der Christenheit und zugleich zu den Festen, deren  Inhalt farblos, theoretisch und wenig gegenwartsbezogen wirken.
 Schon das Wort Drei-einig-keit scheint in sich widersprüchlich zu sein.  Entweder wir sprechen und denken über einen Gott oder eben von drei. Mohammed, der muslimische Prophet verdächtigt nicht ganz zu Unrecht seine  christlichen Zeitgenossen, dass sie im Grunde drei Götter hätten.Christliche Theologen haben sich Jahrhunderte lang müde diskutiert, wie  das Verhältnis der drei göttlichen Wirkweisen harmonisch und sinnvoll zu  verstehen ist wie trotzdem nur von einem Gott glaubwürdig zu sprechen ist.
 Doch zunächst möchte ich ein paar Informationen zur christlichen Bildung  über das Trinitatisfest weitergeben:Das Urchristentum kannte keine Trinitätslehre, wie sie 325 auf der Synode  in Nicäa und 381 in Konstantinopel (als Ergebnis des arianisches Streites) entfaltet  wurde.
 Das Trinitatisfest selbst ist zudem erst im Mittelalter (vermutlich in  benediktinischen Klöstern) entstanden und wurde 1334 auf den Sonntag nach  Pfingsten als Beschluss des Pfingstfestes (Martin Luther 1529:concludemus das  Pfingstfest) gesetzt.
 Das Besondere an diesem Fest ist, dass an ihm nicht die Erinnerung an ein  besonderes Fest der göttlich-menschlichen Geschichte im Mittelpunkt steht,  sondern das Bekenntnis der Kirche zum dreieinigen Gott, dem Vater und dem Sohn  und dem Heiligen Geist. Das Trinitatisfest entfaltet die erste Bitte des  Herrengebets: „ Dein Name werde geheiligt..“ Die Trinitätslehre der Kirche ist ihre Form des Staunens über die Tiefe  des Reichtums, der Weisheit und der Erkenntnis Gottes. Hier soll Gott gelobt  und gepriesen werden in seiner verschiedenartigen Ganzheit. Philipp Melanchthon, der Verfasser der Augsburger Bekenntnisschrift  formuliert es so: „ Es ist weitaus  besser, das Geheimnis des dreifaltigen Gottes anzubeten, statt es ergrübeln zu  wollen. Der Lobpreis ist die einzig angemessene Form, wie die Botschaft von dem  einen, dreieinigen Gott und seiner Treue bezeugt werden kann.“ Die Auswahl des heutigen Predigttextes als Lobgesang auf Gott hängt  sicherlich mit diesen Gedanken zusammen und dann auch mit dem dreigliedrigen  Element in V 36.:“ Von ihm und durch ihn  und zu ihm sind alle Dinge.“   Wie können wir uns die  Dreieinigkeit vorstellen? Wie kann es sein, dass 1+1+1 plötzlich wieder 1 ist.Aber halt: 1 x 1 x 1 = 1
 Also haben wir vielleicht keine Addition sondern eine Multiplikation bei  den Wirkweisen Gottes. Oder halten wir uns besser an die Gedanken Melanchthons, dass wir die  Geheimnisse Gottes nicht ergrübeln sollten, sondern einfach Gottes Begleitung  mit uns dankbar erspüren sollten und ihn loben und preisen sollen. Denn das Denken bringt uns in den göttlichen Dimensionen, in denen die  Kategorien Ort und Zeit ganz anders definiert sind an unsere menschlichen  Grenzen. Mit einer aussagekräftigen Anekdote möchte ich dies vertiefen. Der Kirchenvater Augustin (354 – 430) dachte immer wieder angestrengt  nach, wie die Dreieinigkeit Gottes zu denken sei.Da ging er eines Tages wieder grübelnd und nachdenkend am Meer entlang.  Dort beobachtete er ein kleines Kind. Mit einem Becher in der Hand ging das  Kind zum Meer, schöpfte Wasser, lief zum Land zurück und goss dort das Wasser  aus.
 „Was machst du denn da?“ fragte Augustinus das Kind.
 „Ich werde das Meer ausschöpfen“ antwortete das Kind.
 Da spürte Augustinus etwas von der Größe und vom Reichtum Gottes. So  wenig, wie es diesem Kind gelingen würde, das Meer auszuschöpfen, so wenig  werde es ihm und auch uns gelingen, das Geheimnis und die Tiefe des dreieinigen  Gottes zu verstehen. „ O welche eine Tiefe des Reichtums, beides, der Weisheit und der  Erkenntnis Gottes… Denn von ihm und durch ihn und zu ihm sind alle Dinge.“ Gott, weder in der 1. Person des Schöpfers und himmlischen Vaters noch in  der 2. Person des Sohnes Jesus Christus – wahrer Gott und wahrer Mensch – noch  in der dritten Person des Heiligens Geistes, der Freiheit schenkt und  geistliche Gemeinschaft, Gott lässt sich in seiner Kompaktheit  und Vielschichtigkeit und Andersartigkeit  nicht von Menschen begreifen und beweisen; die Nähe und Liebe des dreieinigen  Gottes lässt sich allenfalls glaubend und lobend erfahren. Das heutige Fest der Drei-einigkeit Gottes, das Trinitatisfest ist ein  Fest der Fülle, des überfließenden Gottes.Und es steht als Ausrufezeichen am Ende voller Monate, die im  christlichen Glauben reich gedeckt sind – am Ende der Advents und  Weihnachtszeit, der Ostern und Pfingstfeste.
 Nun folgen 23 Sonntage, die alle den Namen Trinitatis tragen – vom ersten  Sonntag nach Trinitatis am kommenden Sonntag bis zum 23. Sonntag nach  Trinitatis am 30.Oktober. „ O welche eine Tiefe des Reichtums, beides, der Weisheit und der  Erkenntnis Gottes… Denn von ihm und durch ihn und zu ihm sind alle Dinge.“ Staunen wir über Gott, der sich uns in immer anderen Facetten zu  entdecken gibt.Und machen wir es wie Paulus, der im Römerbrief mit nüchternem Nachdenken  begonnen hat und der sein Nachdenken hinüber fließen lässt in ein großartiges  schwungvolles Lied auf Gott:
 „ O welche eine Tiefe des Reichtums, beides, der Weisheit und der  Erkenntnis Gottes… Denn von ihm und durch ihn und zu ihm sind alle Dinge.“ Und so beginnen wir jeden Gottesdienst im Namen, im Auftrag Gottes, des  Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Und auch für evangelische  Christen ist es nicht verboten, sich zu bekreuzigen, wie es auch Martin Luther  getan hat als äußeres Zeichen der Zugehörigkeit zum dreieinigen Gott.In Gottes Namen – Amen |