Der gute Geist für ein gutes Miteinander
Predigt am 15.05.2016 - Acta 2,1-18

 
 

Liebe Gemeinde !

Nach Weihnachten und Ostern ist Pfingsten das dritte große Hauptfest der Christenheit.
Doch nicht nur meine Schüler wissen eigentlich gar nicht so genau, was Pfingsten bedeutet. Ideen kamen vom Palmsonntag bis hin zum Tag der Kreuzigung. Und hier kommt die Lösung:

Pfingsten ist das Fest des Heiligen Geistes, der dritten Dimension Gottes. Neben dem Gott Vater, dem Schöpfer und Jesus Christus, dem menschgewordenen Sohn Gottes nun etwas wenig Greifbares, schlecht Vorstellbares: Gott, der Heilige Geist.

Und doch wissen wir es: ein guter Geist tut gut.
Einen guten Geist mag es in einer Mannschaft geben, der sich geduldig auf die Bank setzt, wenn genügend andere Spieler da sind und der dafür Sorge trägt, dass es allen gut geht.
Einen guten Geist mag es in einer Großfamilie geben, der immer wieder anruft, verknüpft, zuhört, tröstet und sorgt, dass die Familie sich zusammengehörig fühlt.
Viele gute Geister gibt es auch in unserer Kirchengemeinde; da werden Menschen besucht, die von vielen anderen übersehen werden.

Dieser Heilige Geist Gottes ist wieder anders als der Schöpfergott und als der menschliche Gott – der Geist Gottes weht und wirkt wo er will und wann er will. Er hat eine große Freiheit und wirkt – generationenübergreifend – sprachenübergreifend –länderübergreifend.
Wenn man aus einem Gespräch oder aus einer Begegnung herausgeht und spürt: oh, das hat mir nun in der Seele gut getan – dann war der Heilige Geist nicht weit weg.

Gottes Geist kommt an Pfingsten – pentekostes – 50 Tage nach Ostern. Interessierte an der Lebens und Leidensgeschichte von Jesus sind aus aller Herren Länder beieinander.
Bestimmt habe sie über Gott geredet und zu Gott gebetet.
Und da geschah es – und es geschieht bis heute: der Geist Gottes kommt – unscheinbar wie eine kleine Flamme und unsichtbar wie der Wind – um zwei Symbole für den Heiligen Geist zu nennen.
Doch eine kleine Flamme kann ein großes Feuer entzünden und eine Brise voll Wind haucht neues Leben in alte Ordnungen ein.

Ich glaube, dass  wir immer wieder Pfingsten erleben – nämlich dann, wenn Menschen für die Sache Jesu begeistert sind.
Gerade vorgestern war das Konfirmanden-Nachtreffen der diesjährigen Konfirmanden. Und am Schluss stellte ich die Frage – wie jedes Jahr:
Mit dem Wissen von jetzt würdest du Dich auf dies alles noch einmal einlassen: Konfi-Unterricht – Lernen – Gottesdienste besuchen.
Und die begeisterte Antwort von jedem einzelnen: Ja, natürlich. Es war eine tolle Zeit. Für mich ist dies keineswegs in erster Linie dem Fleiß und dem Geschick des Pfarrers zu verdanken, auch nicht dem Engagement der jugendlichen Mitarbeiter.
Für mich ist das ein Geschenk des Heiligen Geistes, der Menschen  ganz unterschiedlicher Couleur und Herkunft zusammenführt und in geistlicher Gemeinschaft verbindet.

(Im zweiten Teil der Predigt möchte ich von einem weiteren, für mich echten Pfingsterlebnis erzählenJ)

Der Gemeinderaum ist zum Bersten voll. Fast hundert Menschen tummeln sich. Knapp die Hälfte davon kommt aus Csömör, einer Vorstadt der ungarischen Hauptstadt Budapest. Die andere Hälfte sind evangelische Christen aus dem südlichen bayerischen Wald.

Es steht ein ungarisch – bayerischer Abend auf dem Programm und die Einheimischen haben leckeren Schweinebraten, Klöße und Salat vorbereitet. Natürlich gibt es auch gutes bayerisches Bier und leckeren ungarischen Wein. Später werden die Ungarn Kirchenlieder und Volkslieder in ihrer Sprache singen und auch die Niederbayern werden ihr Bestes geben, um gesanglich zu überzeugen.
Und so sind fast einhundert Menschen mit christlicher Gesinnung zusammen, die sich vorher nie gesehen haben und – die sich nicht oder nur sehr mühsam sprachlich miteinander verständigen können.

Denn nur wenige Ungarn können brauchbar deutsch und bei den Deutschen gibt es nahezu niemanden,  der ungarisch so sprechen kann, dass man ein gutes Gespräch führen könnte.

Es wird ein fröhlicher Abend, ein lebendiger Abend, ein geselliger Abend mit einem ganz guten Geist.
Spät am Abend sagt Herr M. zu mir mit einem Strahlen in den Augen:
„So gut wie heute Abend habe ich mich schon lange nicht mehr unterhalten, auch wenn ich die Sprache nicht verstanden habe.“

Für mich sind die Erinnerungen an diesen Abend eine wunderbare Beschreibung von dem, was Pfingsten bedeutet:
Mit dem Geist der Liebe, mit dem Gefühl von aufrichtiger Neugier, mit den Werten des christlichen Glaubens kommen Menschen aus unterschiedlichen Kulturen und Sprachen zusammen und das Wunder geschieht: Man versteht sich, auch wenn man sich eigentlich nicht verstehen kann, weil man nicht dieselbe Sprache spricht.
Und doch spricht man die gleiche Sprache: die Sprache des Herzens, die Sprache der Wertschätzung, die Sprache der Gottesliebe und der Nächstenliebe.
So ähnlich stelle ich es mir auch beim Pfingstwunder vor. Da sind Menschen aus Asien, aus Rom, aus Ägypten und in der Tat aus aller Herren Länder (die genaue Aufzählung finden Sie in der Apostelgeschichte 2, 1-18) zusammengekommen und der gute Geist der Gemeinschaft verbindet sie. Sie waren damals genau so wenig voll des süßen Weines wie wir an jenem Abend.
Pfingsten ist das Fest des guten Geistes, des besonderen Geistes, des Heiligen Geistes. Dieser Heilige Geist stiftet Gemeinschaft ohne Egoismus; dieser Heilige Geist lässt die Werte Gottes (von der Liebe bis zum Trost) in unsere Herzen. Dieser Heilige Geist führt zur Begeisterung für einfache Begegnungen und geist-reiche Gemeinschaft.

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen eine große Begeisterung für das Pfingstfest 2016