Liebe Gemeinde ! 
          Nach Weihnachten und Ostern ist Pfingsten das dritte  große Hauptfest der Christenheit. 
            Doch nicht nur meine Schüler wissen eigentlich gar  nicht so genau, was Pfingsten bedeutet. Ideen kamen vom Palmsonntag bis hin zum  Tag der Kreuzigung. Und hier kommt die Lösung: 
          Pfingsten ist das Fest des Heiligen Geistes, der  dritten Dimension Gottes. Neben dem Gott Vater, dem Schöpfer und Jesus  Christus, dem menschgewordenen Sohn Gottes nun etwas wenig Greifbares, schlecht  Vorstellbares: Gott, der Heilige Geist. 
          Und doch wissen wir es: ein guter Geist tut gut. 
            Einen guten Geist mag es in einer Mannschaft geben,  der sich geduldig auf die Bank setzt, wenn genügend andere Spieler da sind und  der dafür Sorge trägt, dass es allen gut geht. 
            Einen guten Geist mag es in einer Großfamilie geben,  der immer wieder anruft, verknüpft, zuhört, tröstet und sorgt, dass die Familie  sich zusammengehörig fühlt. 
            Viele gute Geister gibt es auch in unserer  Kirchengemeinde; da werden Menschen besucht, die von vielen anderen übersehen  werden. 
          Dieser Heilige Geist Gottes ist wieder anders als  der Schöpfergott und als der menschliche Gott – der Geist Gottes weht und wirkt  wo er will und wann er will. Er hat eine große Freiheit und wirkt –  generationenübergreifend – sprachenübergreifend –länderübergreifend. 
            Wenn man aus einem Gespräch oder aus einer Begegnung  herausgeht und spürt: oh, das hat mir nun in der Seele gut getan – dann war der  Heilige Geist nicht weit weg. 
          Gottes Geist kommt an Pfingsten – pentekostes – 50  Tage nach Ostern. Interessierte an der Lebens und Leidensgeschichte von Jesus  sind aus aller Herren Länder beieinander. 
            Bestimmt habe sie über Gott geredet und zu Gott  gebetet. 
            Und da geschah es – und es geschieht bis heute: der  Geist Gottes kommt – unscheinbar wie eine kleine Flamme und unsichtbar wie der  Wind – um zwei Symbole für den Heiligen Geist zu nennen. 
            Doch eine kleine Flamme kann ein großes Feuer  entzünden und eine Brise voll Wind haucht neues Leben in alte Ordnungen ein. 
          Ich glaube, dass   wir immer wieder Pfingsten erleben – nämlich dann, wenn Menschen für die  Sache Jesu begeistert sind. 
            Gerade vorgestern war das Konfirmanden-Nachtreffen  der diesjährigen Konfirmanden. Und am Schluss stellte ich die Frage – wie jedes  Jahr: 
            Mit dem Wissen von jetzt würdest du Dich auf dies  alles noch einmal einlassen: Konfi-Unterricht – Lernen – Gottesdienste  besuchen. 
            Und die begeisterte Antwort von jedem einzelnen: Ja,  natürlich. Es war eine tolle Zeit. Für mich ist dies keineswegs in erster Linie  dem Fleiß und dem Geschick des Pfarrers zu verdanken, auch nicht dem Engagement  der jugendlichen Mitarbeiter. 
            Für mich ist das ein Geschenk des Heiligen Geistes,  der Menschen  ganz unterschiedlicher  Couleur und Herkunft zusammenführt und in geistlicher Gemeinschaft verbindet. 
          (Im zweiten Teil der Predigt möchte ich von einem  weiteren, für mich echten Pfingsterlebnis erzählenJ) 
          Der Gemeinderaum ist zum Bersten voll. Fast hundert  Menschen tummeln sich. Knapp die Hälfte davon kommt aus Csömör, einer Vorstadt  der ungarischen Hauptstadt Budapest. Die andere Hälfte sind evangelische  Christen aus dem südlichen bayerischen Wald. 
          Es steht ein ungarisch – bayerischer Abend auf dem  Programm und die Einheimischen haben leckeren Schweinebraten, Klöße und Salat  vorbereitet. Natürlich gibt es auch gutes bayerisches Bier und leckeren  ungarischen Wein. Später werden die Ungarn Kirchenlieder und Volkslieder in  ihrer Sprache singen und auch die Niederbayern werden ihr Bestes geben, um  gesanglich zu überzeugen. 
            Und so sind fast einhundert Menschen mit  christlicher Gesinnung zusammen, die sich vorher nie gesehen haben und – die  sich nicht oder nur sehr mühsam sprachlich miteinander verständigen können. 
          Denn nur wenige Ungarn können brauchbar deutsch und  bei den Deutschen gibt es nahezu niemanden,   der ungarisch so sprechen kann, dass man ein gutes Gespräch führen  könnte. 
          Es wird ein fröhlicher Abend, ein lebendiger Abend,  ein geselliger Abend mit einem ganz guten Geist. 
            Spät am Abend sagt Herr M. zu mir mit einem Strahlen  in den Augen: 
  „So gut wie heute Abend habe ich mich schon lange  nicht mehr unterhalten, auch wenn ich die Sprache nicht verstanden habe.“ 
          Für mich sind die Erinnerungen an diesen Abend eine  wunderbare Beschreibung von dem, was Pfingsten bedeutet: 
            Mit dem Geist der Liebe, mit dem Gefühl von  aufrichtiger Neugier, mit den Werten des christlichen Glaubens kommen Menschen  aus unterschiedlichen Kulturen und Sprachen zusammen und das Wunder geschieht:  Man versteht sich, auch wenn man sich eigentlich nicht verstehen kann, weil man  nicht dieselbe Sprache spricht. 
            Und doch spricht man die gleiche Sprache: die  Sprache des Herzens, die Sprache der Wertschätzung, die Sprache der Gottesliebe  und der Nächstenliebe. 
            So ähnlich stelle ich es mir auch beim Pfingstwunder  vor. Da sind Menschen aus Asien, aus Rom, aus Ägypten und in der Tat aus aller  Herren Länder (die genaue Aufzählung finden Sie in der Apostelgeschichte 2,  1-18) zusammengekommen und der gute Geist der Gemeinschaft verbindet sie. Sie  waren damals genau so wenig voll des süßen Weines wie wir an jenem Abend. 
            Pfingsten ist das Fest des guten Geistes, des  besonderen Geistes, des Heiligen Geistes. Dieser Heilige Geist stiftet  Gemeinschaft ohne Egoismus; dieser Heilige Geist lässt die Werte Gottes (von  der Liebe bis zum Trost) in unsere Herzen. Dieser Heilige Geist führt zur  Begeisterung für einfache Begegnungen und geist-reiche Gemeinschaft. 
          In diesem Sinne wünsche ich Ihnen eine große  Begeisterung für das Pfingstfest 2016 |