Predigt am  04.03.2018 um 10.00 in  Tiefenbach 
Johannes 2, 1-11 
1 Und am dritten Tage war eine  Hochzeit in Kana in Galiläa, und die Mutter Jesu war da. 2 Jesus aber und  seine Jünger waren auch zur Hochzeit geladen.   
3 Und als der Wein ausging,  spricht die Mutter Jesu zu ihm: Sie haben keinen Wein mehr. 4 Jesus  spricht zu ihr: Was geht's dich an, Frau, was ich tue? Meine Stunde ist noch  nicht gekommen. 5 Seine Mutter spricht zu den Dienern: Was er euch sagt,  das tut. 6 Es standen aber dort sechs steinerne Wasserkrüge für die  Reinigung nach jüdischer Sitte, und in jeden gingen zwei oder drei Maße.   
7 Jesus spricht zu ihnen: Füllt  die Wasserkrüge mit Wasser! Und sie füllten sie bis obenan. 8 Und er  spricht zu ihnen: Schöpft nun und bringt's dem Speisemeister! Und sie  brachten's ihm. 9 Als aber der Speisemeister den Wein kostete, der Wasser  gewesen war, und nicht wusste, woher er kam - die Diener aber wussten's, die  das Wasser geschöpft hatten -, ruft der Speisemeister den Bräutigam 10 und  spricht zu ihm: Jedermann gibt zuerst den guten Wein und, wenn sie betrunken  werden, den geringeren; du aber hast den guten Wein bis jetzt zurückbehalten.  11 Das ist das erste Zeichen, das Jesus tat, geschehen in Kana in Galiläa,  und er offenbarte seine Herrlichkeit. Und seine Jünger glaubten an ihn.   
          Liebe Gemeinde!  
            Eine Hochzeitsfeier, und der Wein  droht, auszugehen. Diese peinliche Situation für den Gastgeber können wir uns  heute noch genauso gut vorstellen, wie die Hörer, denen diese Geschichte  ursprünglich einmal erzählt wurde. Der Gastgeber, der Bräutigam,  hat  Glück.  
            Jesus hilft ihm aus der Klemme,  verwandelt das Wasser in den Krügen in Wein, 6 Krüge a 2 oder 3 Maße,  das sind ungefähr 600 Liter bester Wein.   
            Fast jeder kennt diese Geschichte aus  der Bibel. Es ist eine dieser Wundergeschichten, von denen es in den Evangelien  etliche gibt.  
  Doch worum geht es hier eigentlich  genau? Geht es nur darum, zu zeigen, dass Jesus Wunder tun kann? Oder geht es  vielleicht um weit mehr als das?   
            Am Ende heißt es: "Das war das  erste Zeichen, das Jesus tat – und er offenbarte seine Herrlichkeit.“ 
            Die Herrlichkeit Gottes auf Erden, darum geht es also in dieser Geschichte von  Weinwunder, um das Licht Gottes, das in Jesus Christus zu uns gekommen ist.  
  Das war das erste Zeichen, das Jesus  tat, sagt der Evangelist. Das  Weinwunder war mehr als ein spektakuläres Kunststück, das alle bewundern  sollten. Es war ein Zeichen, das für etwas steht, eine Art Wegweiser, der in  eine Richtung zeigen will, zu etwas Größerem hin, etwas Wichtigerem als Wein  für eine Hochzeit.  
            Jesus ließ die Menschen durch dieses  Zeichen ein Stück des Himmels sehen, ein Stück göttlicher Liebe,  Macht  und Kraft – er offenbarte seine Identität: Er war der Sohn des lebendigen  Gottes, nicht nur der Sohn des Zimmermanns Josef aus Nazareth.  
            Deshalb ist es so eine schöne  Geschichte, dieses Weinwunder von Kanaa. Denn die Botschaft scheint klar:  „Gott ist mit seiner Herrlichkeit mitten unter uns - und hilft uns in unseren  Nöten, egal, worum es geht – und wenn es nur Wein ist, der gebraucht wird..“  
            Nur eins will nicht so recht in dieses  schöne Bild passen. Denn wenn wir die Geschichte von Anfang an genau lesen,  stellen wir fest, dass sich Jesus zunächst gar nicht offenbaren wollte; ja,  dass er sich geradezu weigerte, einzugreifen. Sehen wir auf den Dialog mit  seiner Mutter Maria. Sie, die gesehen hatte, dass der Wein ausgeht - und die  wusste, wer Jesus war und was er vermochte, spricht ihn an: „Sie haben  keinen Wein mehr!“ Die ungesagte Botschaft dahinter lautet: „Mach doch  was!“  
            Doch was antwortet ihr Sohn darauf?  Dieser Jesus, den wir doch als liebevoll und als allen Menschen zugewandt  kennen?  
  "Was geht's dich an, Frau, was  ich tue: Meine Stunde ist noch nicht gekommen." Jesus weist sie deutlich zurück. In Luthers  Übersetzung klingt er schon schroff; im griechischen Originaltext klingt es  noch liebloser. Dort heißt es: „Was habe ich mit dir zu schaffen,  Frau?"  
  So hätte ich mit meiner Mutter  jedenfalls nicht reden dürfen.   
            Weder Maria, noch das Problem, das sie  anspricht, scheinen Jesus zunächst zu interessieren. In diesem Moment leuchtete  noch nichts von der Herrlichkeit Gottes auf Erden, so scheint es. Doch  Jesus fügt seiner Abweisung eine interessante Anmerkung hinzu, die für das  Verständnis seiner Reaktion sehr wichtig ist. Er sagt: Meine Stunde ist noch  nicht gekommen.  
            Was meinte er damit? Wollte er Maria  damit auf später vertrösten, auf später am Tag?  Meinte er es im  wörtlichen Sinne? Also z.B.: „Maria, jetzt ist die 3. Stunde, der Wein reicht  noch bis mindestens zur 7. Stunde, dann werde ich schon eingreifen.“  Meinte  er es so? Wohl kaum.  
            Wenn man das Johannes-Evangelium  aufmerksam liest, fällt auf, dass der Evangelist diesen Begriff öfter  gebraucht, dass Jesus öfter von seiner Stunde redet, die „kommt“ oder  später dann „gekommen ist“. Wenn Jesus von seiner Stunde redet, meint er  damit die Zeit, in der sich sein göttlicher Auftrag erfüllt. Der Auftrag, nach  Jerusalem zu gehen, um am Kreuz das Leid und die Schuld aller Menschen auf sich  zu nehmen und durch sein Sterben die Menschheit zu erlösen. Und der Auftrag,  dem Tode die Macht zu nehmen – und in der Auferstehung die Herrlichkeit Gottes  in Kraft zu offenbaren.  
            Und diese Zeit, diese Stunde  Jesu, war am Tag der Hochzeit zu Kanaa noch nicht gekommen.  
            Als Maria ihren Sohn auf den fehlenden  Wein ansprach, stand der erst ganz am Anfang dieses schweren Weges, den er  gehen sollte.  
            Vielleicht reagierte Jesus deshalb so  schroff auf seine Mutter.  Weil im Vergleich zu dem Großen, was vor ihm  lag, dieses Weinproblem nun wirklich uninteressant war. Jesus war nicht für  solche Kleinigkeiten von Gott gesandt, nicht, um punktuell Heilung zu bringen  oder im Bedarfsfall Probleme zu lösen. Jesus Christus war von Gott gesandt,  um das Ganze zu heilen, um alles zu überwinden, was uns Geschöpfe von unserem  Schöpfer trennt, wirklich alles, bis hin zu unserer Endlichkeit – und uns  wieder zu vereinen und zu versöhnen mit unserem himmlischen Vater, der uns  zugleich auch Mutter ist.  
            Warum Jesus sich dann schließlich doch  des Weinproblems annahm - und die Wasserkrüge füllen ließ, wissen wir nicht.  
            Vielleicht lag das am Glauben seiner  Mutter, die seine Abweisung zwar hörte, dann aber zu den Dienern sprach: „Was  immer er euch sagt, das tut“. Sie vertraute auf seine Barmherzigkeit.  
            Und Jesus setzte ein Zeichen: Das  Wasser wurde zu Wein.  Es war das erste Zeichen von vielen, die folgten,  um deutlich zu machen, dass bei Gott nichts unmöglich ist - und er alles  vermag. Ein Zeichen, das auf den Christus Gottes hinwies, nicht mehr und nicht  weniger. Solch ein Zeichen Gottes kann uns Mut machen, aber es kann nicht die  einzige Grundlage unseres Glaubens sein, dann würden wir scheitern.  
            Nur der, der es getan hat, seine  Stunde, die gekommen ist, kann uns in unserem Leben das Fundament geben,  auf dem wir sicher stehen können. Die Zeichen, die er gibt, dienen dazu,  unseren Glauben zu stärken – unser Vertrauen, dass Gott da ist und Interesse an  uns hat. Deshalb sind sie so wichtig.  
            Und solche Zeichen der Stärkung gibt  es auch heute noch, wenn auch oft leider nicht so spektakulär wie das  Weinwunder in Kanaa. Doch Gott hat nie aufgehört, sich uns zu offenbaren, seine  Herrlichkeit in dieser Welt leuchten zu lassen  
            Doch wir nehmen uns oft nicht die  Zeit, sie zu erkennen – denn dazu brauchen wir einen Moment der Stille und ein  offenes Herz. Dazu brauchen wir die Neugier und das Staunen eines Kindes. Doch  ich bin sicher: Wenn wir uns aufmachen, nach Zeichen Gottes in unserem Leben  und um uns herum zu suchen, werden wir fündig -  mitten in unserer  schnelllebigen modernen Welt, mitten in dem Vielen, was auf uns einströmt, den  vielen Begegnungen, Aktivitäten  usw.. Wir finden den Gott, der da ist,  mit seiner Liebe, mit seinem Licht – und mit seiner Kraft, auch heute noch  Wasser in Wein zu verwandeln.  
            Vielleicht hat Gott das gerade gestern  erst für jemanden von uns getan – und wir haben es nicht einmal gemerkt….  
            Möge Gott uns in diesem Fall mit der  Nase darauf stoßen, damit wir uns darüber freuen können, damit unser Glaube  neue Kraft erfährt -  und damit wir verstehen, wie lebendig unser Gott  ist; der dreieinige Gott, der uns in Christus  Heil und Heilung geschenkt  hat.  
            Amen  
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