Liebe Gemeinde !
Die heutige Predigt wird eine einseitige Predigt werden. Und sie wird eine parteiische Predigt werden. Und sie wird eine ökologische Predigt werden.
Geschuldet sind diese Gedanken der größten Katastrophe des dritten Jahrtausends.
Geschuldet sind die Gedanken der elementaren Katastrophe, die am 11. März 2011 begann und die heute, nach 24 Tage immer noch nicht unter Kontrolle ist.
Ganz im Gegenteil: es gab seit dem 11. März keinen einzigen Tag, an dem es in irgendeiner Weise gute Nachrichten aus dem Unglücksreaktor gegeben hätte.
In allen vier deutschen Millionenstädten habe am Samstag vor einer Woche ca.
250.000 Menschen dafür demonstriert, dass hierzulande über die weitere Nutzung der EKW Energietechnik neu nachgedacht wird.
Zu diesen Veranstaltungen haben in ökumenischer Eintracht die katholische und evangelischen Kirche, die Gewerkschaften und alle Oppositionsparteien aufgerufen.
In der Nachrichtenlage der Republik verschwindet Fukushima von den ersten Plätzen – vielleicht kann und will man das ganze Elend nicht mehr hören.
Doch trotzdem die aktuellen Lage:
- Um das AKW gilt bislang eine Sperrzone von 20 km und mehr als 70.000 Menschen sind betroffen;
- Nach UN-Angaben wurden auch im Umkreis von 40 km hohe Strahlungen gemessen.
- Nach Einschätzung von Experten könnte der Boden im Unglücksgebiet über Jahrzehnte hinweg verseucht sein
- Das dreimonatige Moratorium der Bundesregierung kostet die drei AKW betreibenden Energiegesellschaften RWE, Eon und Vattenfall ca . 500 Mio €
Die heutige Predigt ist eine einseitige Predigt werden. Und sie ist eine parteiische Predigt. Und sie ist eine ökologische Predigt.
Öko-logisch
Das Wort „oikos“ entstammt wie das Wort „logos“ aus dem Griechischen und bedeutet wörtlich „Lehre vom Haus“.
Bei der Verwendung dieses Begriffes wird davon ausgegangen, dass unsere ganze Mutter Erde, unsere anvertraute Schöpfung so etwas ist wie ein Haus.
Aus christlicher Sicht ist der Erbauer und Besitzer dieses Hauses der Schöpfer, der himmlische Vater.
Ich glaube an Gott, den Vater, den Allmächtigen, den Schöpfer des Himmels und der Erde.
Und wir Menschen sind nicht nur Nutzer , sozusagen Mieter in diesem Haus – nein , als „Krone der Schöpfung“, als Geschöpfe des sechsten Tages sind wir – um im Bild zu bleiben – auch so jemand wie die Hausverwalter und Hausmeister.
Der Hausbesitzer hat uns beauftragt, dieses Haus zu bebauen und zu bewahren und es so zu pflegen und kultivieren, dass viele Generationen nach uns entdecken können, dass der Architekt und Baumeister des Hauses ein Genialer gewesen sein muss, der an alles in seinem Haus und für die Bewohner gedacht hat.
„Bewahrung der Schöpfung“ hieß eine Initiative, die am Kirchentag 1985 in Düsseldorf ausgerufen wurde.
Und hallo – was machen wir Hausmeister und Hausverwalter ?
Wir ruinieren dieses wunderbare Haus elementar.
Und es soll keiner sagen , dass das , was in Japan geschehen ist, nichts mit uns zu tun hat und bei uns nie vorkommen könnte. Das haben die Japaner übrigens bis zum 11. März auch gesagt.
Das, was am 11. März in Japan vorher passiert ist, ist schlimm genug:
Ein Erdbeben auf der Richterskala mit der Stärke Nr. 9 und ein gigantischer Tsunami – sicher etwas – was in dieser Weise in Deutschland nicht passieren kann.
Und doch – Naturkatastrophen – so tragisch sie auch sind , tragen den Charakter, dass sich die Natur in absehbarer Zeit auch wieder erholt, dass es irgendwann wieder Hoffnung gibt und Knospen blühen.
Im Gegensatz dazu stehen Technikkatastrophen; diese sind zu unterscheiden in lokale oder regionale Katastrophen – wie z.B. bei dem Grubenunglück in Chile, bei dem die ganze Welt mitgezittert hat. Und in globale Technikkatastrophen, in elementare Katastrophen mit unübersehbarer zeitlicher Wirkung.
Den Begriff Elementar nehme ich wörtlich:
Das Element Erde wird verstrahlt und verseucht und auf Generationen hin unfruchtbar und nutzlos gemacht. 25. April 1986: das Super Gau in Tschernobyl
April 2011 – 25 Jahre später ist ein Fläche von 780.000 ha Erde umzäunt und verbrannte, verstrahlte, nutzlose und sogar gefährliche Erde.
Das Element Wasser wird verstrahlt – Gigantische Mengen von Radioaktivität gelangen in das Meer vor Fukushima – Das Element Wasser und das Meer kennt keine Grenzen – irgendwann wird sich dieses Wasser mit dem Wasser des Mittelmeeres gemischt haben.
Woher wissen die sog. Experten das so gut, dass die Radioaktivität im Meer ungefährlich ist und sich gut verteilt – Erfahrungswerte gibt es keine.
Und was ist mit dem Leben im Meer – Geschöpfen in diesem Element zu hause?
Eine elementare Katastrophe – aber halt – ein Element müssen wir noch bedenken:
Element Luft – auch dieses Element ist ohne nationale Grenzen , lässt sich nicht einfangen oder lenken – wie groß ist die Erleichterung in Japan, dass die radioaktiven Wolken nach Osten ins Meer gehen und nicht nach Süden in die 37 Mio. Einwohner Metropole Tokio – das wäre wohl der Super Super Gau –
Aber vielleicht ist gerade dies das Gefährliche der Radioaktivität – man sieht sie nicht, man hört sie nicht, man riecht sie nicht – und sie ist doch da und zwar grenzenlos.
Wenn wir aus dieser elementare Katastrophe irgendetwas lernen wollen, dann doch dies: dieser Energieträger mit seinem Restrisiko ist für unser Haus Erde eine elementare Bedrohung und es ist aus christlicher Sicht ethisch nicht verantwortlich, dies nun weiter zu tun.
Dabei sehe ich vor allem zwei Gründe:
Zu Einen: die unkalkulierbare Bedrohung und die Begrifflichkeit „ Restrisiko“ ist ein schönes Wortversteckspiel; mit der Kernenergie wird in unverantwortlicher Weise in geographischen großen Räumen und in zeitlichen großen Räumen ( wir müssen hier Zeiträumen von ca. 2.000 Jahre bedenken)
ein billiger und unnötiger Handel mit der Zukunft unserer Kindes und Kindeskinder und Kindeskindeskinder betrieben.
In der BRD werden z.Zt. ca. 26 % des gesamten Energiebedarfs über Kernenergie gedeckt – diese 26% gehen – mit Verlaub mit eine bisschen Intelligenz und Cleverness - auch anders.
Und nun der zweite und auch gewichtige Grund, nun auch als Christen ein deutliches „ So nicht weiter zu rufen“.
Die Nutzung der Kernenergie ist ungezogen.
Dazu möchte ich Ihnen ein Beispiel aus meinem täglichen Berufsleben erzählen.
Wenn ich unterrichte, ganz gleich ob in der Oberstufe in Freudenhain oder in der
Hauptschule in Tittling oder im Konfirmandenunterricht gibt es einige wenige Regeln, die bitte alle einhalten:
Eine lautet: Räume bitte selbstständig Deinen Abfall weg und wirf ihn in den Müll. Kein anderer soll und muss deinen Müll wegräumen.
Aber hallo – was ist mit dem Müll, den die 160 – 180 AKW weltweit machen ? Unvorstellbar – keine blaue, keine, braune, keine Schwarze Tonne, kein Recyclinghof, keine Idee.
Und das mit dem gefährlichsten und unverweslichsten Müll, den wir in unserem Haus Erde haben, der durch seine Strahlung Krebs auslösen kann, und der mindestens 2.000 Jahre sicher verräumt werden soll.
Wie gewissenlos und unverantwortlich sind wir alle, die wir in diesem Haus wohnen.
Bewahre uns Gott und gib, dass wir bald anfangen die natürliche Energie besser zu nutzen und das Kapitel der strahlenden Energie und ihrer elementaren Schäden bald abschließen. Damit dies nicht das letzte Kapitel im Gästebuch des Hauses Gottes ist.
Die heutige Predigt war eine einseitige Predigt .
Und sie war eine parteiische Predigt.
Und sie war eine ökologische Predigt.
Damit der Hausherr spürt, dass es einige Hausverwalter und Hausmeister in seinem Haus Schöpfung gibt, die spät aber hoffentlich nicht zu spät ein bißchen etwas von ihrer Verantwortung wahrnehmen.
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