Am Pfingstsamstag machten wir uns auf, das Heilige Land zu erkunden. Wir, das war eine Gruppe von 44 Leuten hauptsächlich aus dem Raum Tiefenbach, Tittling und Passau – ein paar waren auch von weiter her gekommen – die sich um Pfarrer Thomas Plesch gebildet hatte. Durch 5 Abende gut vorbereitet, starteten wir in aller Frühe und wurden am Münchner Flughafen von unserem Reiseleiter Johannes Zang, der nicht nur Pilgerführer, sondern auch Nahostreferent und Journalist ist, erwartet. Seine Sorge um unser geistiges und körperliches Wohl lernten wir auf der Reise sehr zu schätzen.
Nach 3,5 Stunden Flug landeten wir in Tel Aviv und lernten dort unseren Busfahrer kennen, der uns die ganze Zeit über sicher durch das Land fahren sollte.
Unsere erste Station war der See Genezareth. Dort bezogen wir für 3 Nächte unsere Zimmer im Kibbuz Nof Ginosar. Dieser Kibbuz, am Westufer des Sees gelegen, verfügt über einen eigenen Badestrand, schöne, saubere Zimmer und sehr gutes Essen.
Von hier aus besuchten wir die heiligen Stätten in dieser wunderschönen Umgebung.
So fuhren wir am Pfingstsonntag zunächst nur einige wenige Kilometer weiter nach Tabgha, dem „Ort der Brotvermehrung“. Bei den dort ansässigen deutschen Benediktinern nahmen wir an einem ökumenischen Gottesdienst im Freien mit gemeinsamem Abendmahl teil. Dieser Pfingstgottesdienst war etwas ganz Besonderes, nicht nur, dass er ökumenisch gehalten wurde und katholische wie evangelische Christen zu einem gemeinsamen Abendmahl eingeladen wurden, hier mit Blick auf den See und einem leichten Windhauch, konnten wir die Nähe Gottes förmlich spüren....
Unsere Fahrt ging dann weiter zu den Ausgrabungen von Kapernaum, der „Stadt Jesu“ und nach Nazareth, wo wir die Verkündigungskirche, die größte Kirche im Nahen Osten, besichtigten. Über Kana ging es zurück zum See Genezareth, wo wir mit einem Boot hinaus auf den See fuhren. Mitten auf dem See wurde der Motor ausgeschaltet, so dass wir uns vom Wind treiben lassen und uns ganz in die Andacht von Pfarrer Thomas Plesch hinein vertiefen konnten. Gemeinsam gesungene Lieder rundeten diese berührende Momente ab.
Der nächste Tag führte uns durch das fruchtbare Huletal nach Banias, von wo aus wir eine Wanderung nach Caesarea Philippi machten. Hier an der Jordanquelle wurde jeder einzelne von uns mit Jordanwasser an die eigene Taufe durch Pfarrer Plesch erinnert.
Über die Golanhöhen und einem Mittagsimbiss bei Drusen fuhren wir dann wieder zurück.
Am 4. Tag feierten wir auf dem Berg der Seligpreisungen einen eigenen Gottesdienst im Freien, auch hier mit herrlichem Blick auf den See Genezareth. Anschließend besichtigten wir das Freilichtmuseum Nazareth-Village, in welchem das Leben aus der Zeit Jesu nachvollzogen wird. Die Fahrt ging weiter ans Mittelmeer, zunächst nach Akko mit seiner unterirdischen Kreuzfahrerstadt und dann nach Haifa mit dem Tempel der Bahai und den imponierenden Gartenanlagen. Über das Jordantal gelangten wir nach Jericho, der ältesten Stadt der Welt, wo wir für eine Nacht blieben.
Nach dem Frühstück stand die Besichtigung der von König Herodes erbauten Felsenfestung Massada, die Davidsschlucht mit den Wasserfällen und schließlich Qumran, der Fundort der ältesten Bibelaufzeichnungen, auf dem Programm. Nach diesen „Anstrengungen“ gönnten wir uns ein Bad im Toten Meer, ein „Muss“ für jeden Israel-Reisenden!
Weiter ging es dann nach Bethlehem, wo wir im Hotel Paradise für die nächsten 6 Nächte Quartier bezogen.
Von hier aus besuchten wir am nächsten Tag in Jerusalem die Klagemauer, bestaunten auf dem Tempelberg den Felsendom und die El-Aksa-Moschee. In der nahe gelegenen St. Anna-Kirche, einer der besterhaltenen Kreuzfahrerkirchen des Landes, konnten wir uns von deren außergewöhnlichem Nachhall überzeugen, besonders als unsere Mitreisende Carina Harttmann sang und Gänsehaut bei uns erzeugte.
Entlang der Via Dolorosa, dem Leidensweg Christi, gingen wir anschließend zur Grabeskirche.
Am nächsten Tag hörten wir als erstes in einem Kellergewölbe der Nachbarkirche der Geburtskirche in Bethlehem bei Kerzenschein die Weihnachtsgeschichte. So eingestimmt, besichtigten wir dann die Geburtskirche mit der Geburtsgrotte. Leider mussten wir hierfür ziemlich lange anstehen.
In einer Schnitzerwerkstatt konnten wir nicht nur bei der Entstehung der kleinen und großen Kunstwerke aus Olivenholz zuschauen, sondern uns auch mit Mitbringsel eindecken. Einige von uns besuchten in der Zeit die ganz in der Nähe gelegene Milchgrotte.
In Beit Sahour, östlich von Bethlehem, besuchten wir die Hirtenfelder, wo nach der Überlieferung jene Hirten lagerten, denen die Geburt Jesu zuerst verkündet wurde.
In einem Beduinenzelt ließen wir mit landestypischer Kost den Abend ausklingen.
Die judäische Wüste faszinierte uns am Tag darauf. Etwa die Hälfte von uns machte sich auf eine gut 4-stündige Wanderung entlang des Wadi Kelt bis nach Jericho. Zwischenstation war das griechische St.-Georgs-Kloster, das wie ein Schwalbennest am Felsen zu kleben scheint. Hierhin war auch der Rest unserer Gruppe mit Bus und kurzem Fußmarsch gekommen.
Am nächsten Vormittag besuchten wir nach einem Rundgang auf der Jerusalemer Stadtmauer den Gottesdienst in der evangelischen Erlöserkirche.
Am Nachmittag fuhren wir in die Neustadt von Jerusalem, wo wir die Knesseth und die Menora, den siebenarmigen Leuchter, sahen. Danach besuchten wir Yad Vashem, die Gedenkstätte für die Opfer des Nationalsozialismus.
Am letzten Tag vor unserem Rückflug genossen wir einen atemberaubenden Blick vom Ölberg auf die heilige Stadt im Morgenlicht, besichtigten dann u.a. die Pater-Noster-Kirche, wo das Vater Unser in ungefähr 150 Sprachen auf Tafeln geschrieben steht, blickten durch das Altarfenster der Kapelle Dominus Flevit auf die Altstadt, bestaunten die uralten Olivenbäume im Garten Gethsemane und besichtigten die Kirche der Nationen. Dann wanderten wir durch das Kidrontal zum Zionsberg, wo wir den Saal des letzten Abendmahls und das Grab von König David besuchten.
Als Letztes gingen wir noch zum Grab von Oskar Schindler.
Neben diesem vollen Besichtigungsprogramm war es für uns aber auch wichtig, Menschen mit ihren Geschichten und ihrem Umgang mit der problematischen politischen Situation in diesem Land kennenzulernen.
So fanden geplante Begegnungen statt wie z.B. mit dem palästinensischen Pfarrer Dr. Raheb im Kulturzentrum in Bethlehem oder einem palästinensischen Christen, der das Projekt „Zelt der Völker“ betreibt. Interessant waren auch die Gespräche mit dem italienischen Pater Luciano, der mitten in Palästina Wein anbaut und mit Dr. Fleck und seiner Frau von der Naumann Stiftung.
Ungeplante Begegnungen fanden vor allem auf der Straße statt, wo man mit den Menschen schnell ins Gespräch kam. Nicht zu vergessen das zufällige Zusammentreffen mit unserem Landesbischof Dr. Johannes Friedrich in Jerusalem vor der Erlöserkirche.
Gesund und erfüllt von den vielen Eindrücken, die dieses Land bei uns hinterlassen hat, sind wir schließlich wieder daheim angekommen und haben uns als Freunde voneinander verabschiedet.
Diese Reise wird für uns unvergesslich bleiben.
Shalom - salam
Sibylle Schnitzlein
Die Fotos sind eine Auswahl aus dem reichen Fundus von Peter Altheide |